
Der 1942 in Oxford geborene Hawking sollte eigentlich den Fußstapfen seines Vaters in die Medizin folgen. Als er noch vor seinem Schulabschluss testweise die Aufnahmeprüfung für die Universität Oxford ablegte, erzielte er so gute Ergebnisse, dass er ein Stipendium und 1962 seinen Bachelor-Abschluss erhielt. Noch vor Abschluss seiner Doktorarbeit wurde bei ihm ALS diagnostiziert und ihm daher eine nur noch geringe Lebenserwartung gegeben. Das bewirkte bei Hawking allerdings auch einen Motivationsschub. Seit 1968 war er auf einen Rollstuhl angewiesen, zuvor hatte er 1965 geheiratet - aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.
Hawking forschte in den Bereichen Astronomie und Kosmologie und insbesondere in deren Randgebieten, den Singularitäten ("Schwarze Löcher"), deren notwendige Existenz er mit einem Kollegen aus der allgemeinen Relativitätstheorie herleiten konnte. 1974 entwickelte er das Konzept der "Hawking-Strahlung", das überraschenderweise vorhersagt, dass Schwarze Löcher durch Quantenfluktuationen Masse verlieren ("zerstrahlen").
Ab den späten 60ern war Hawking auf die Hilfe von Assistenten für den Alltag angewiesen, die für ihn etwa das Tippen übernehmen mussten. 1985 verlor Hawking infolge der Behandlung einer wegen seiner ALS-Erkrankung lebensbedrohlichen Lungenentzündung nach einem Luftröhrenschnitt die Fähigkeit zu sprechen. Ein neuartiger Sprachcomputer half ihm nach einer schwierigen Übergangszeit dabei, sich auszudrücken. Dessen Bedienung konnte nach und nach an die durch den Krankheitsverlauf eingeschränkten körperlichen Möglichkeiten von Hawking angepasst werden.
1988 betrat Hawking mit seinem Sachbuch "Eine kurze Geschichte der Zeit" die Popkultur. In dem Buch stellte er die Theorien zur Entstehung des Universums, zu Schwarzen Löchern und zur Quantenmechanik allgemeinverständlich vor - auch wenn über das Buch gewitzelt wurde, es sei das am meisten ungelesen in den Schrank gestellte Buch, da die Menschen zwar Interesse hatten, es dann aber halt doch nicht oder nur wenige Seiten lasen, bevor sie vor den komplexen naturwissenschaftlichen Zusammenhängen die Waffen streckten.
In der Folge wurde Hawking auch in der Popkultur verstärkt wahrgenommen, was zu Auftritten in fiktionalen Produktionen, aber auch zahlreichen Dokumentationen führte. Ein erster viel beachteter Auftritt erfolgte 1993 in "Star Trek - Das nächste Jahrhundert", als der Androide Data sich bei seinem Versuch, das Pokern besser zu verstehen, die klügsten Köpfe der Menschheit auf das Holodeck lud - Einstein, Newton und Hawking. Auch bei "Die Simpsons" und "Futurama" war Hawking mehrfach präsent und stellte die Stimme seines Sprachcomputers zur Verfügung.
Eine längere Geschichte verbindet Hawking mit "The Big Bang Theory". Dort wurde er zum Auftraggeber einer kleinen Forschungsexpedition und entwickelte eine freundschaftliche Beziehung mit Sheldon Cooper. Als Sheldon (Jim Parsons) eine Heirat mit Amy (Mayim Bialik) in Betracht zog, holte er sich etwa den Rat von Hawking ein.
Hawking selbst war Gegenstand der fiktionalen Film-Biographien "Stephen Hawking - Die Suche nach dem Anfang der Zeit" (2004) und "Die Entdeckung der Unendlichkeit" (2014). In seinen späteren Jahren stand Hawking hinter diversen Dokumentationen, darunter "Stephen Hawking - Schöne neue Welt", "Genius mit Stephen Hawking" oder "Stephen Hawking: Der große Entwurf".
Hawkings Forschungsergebnisse, gesellschaftliche Leistungen und Ehrungen können, haben und werden Bücher füllen. Eine wichtige Ehre blieb ihm aber verwehrt: ein Nobelpreis. Das hängt vor allem damit zusammen, dass das Nobelpreiskomitee in der Regel keine Preise für noch unbewiesene Theorien vergibt - man möchte sich nicht der Gefahr aussetzen, dass die Arbeit eines Preisträgers im Nachhinein widerlegt wird.
Mit Hawking verliert die Welt eine gleichsam interessante wie schillernde Persönlichkeit, die die Wissenschaft der Allgemeinheit mit Humor nahebringen konnte und im Angesicht großer Herausforderungen Lebensmut bewies.
14.03.2018 - Bernd Krannich/TV Wunschliste
Bild: CBS
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