
Geboren wurde Ruge am 9. August 1928 in Hamburg, seine berufliche Laufbahn begann er 1949 beim damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk in Köln als Redakteur. Schon dort waren Rundfunkreportagen aus dem Ausland ein Schwerpunkt seiner Arbeit, so berichtete er etwa 1950 als erster westdeutscher Journalist nach dem Zweiten Weltkrieg aus Jugoslawien.
1956 ging er für drei Jahre als erster ständiger Korrespondent aus der Bundesrepublik für die ARD nach Moskau. Zwischen 1964 und 1969 arbeitete er in den USA, vor allem in Washington, für den Rundfunkverbund. Nach seiner Rückkehr leitete er ab 1970 das WDR-Hauptstadtstudio in Bonn, lange hielt es ihn allerdings nicht in seinem Heimatland: Von 1973 bis 1976 berichtete er für die Tageszeitung Die Welt aus Peking, danach zog es ihn erneut nach Moskau, wo er diesmal als ARD-Hörfunkkorrespondent tätig war.
Doch auch darüber hinaus war Gerd Ruge äußerst umtriebig: So leitete er das Politmagazin "Monitor", hob den "Weltspiegel" aus der Taufe und war zwei Jahre Chefredakteur beim WDR Fernsehen. Eine seiner letzten beruflichen Stationen war 1987 erneut Moskau als Leiter des dortigen ARD-Studios, bevor er 1993 in den Ruhestand ging.
Wobei "Ruhestand" in diesem Fall nicht wörtlich genommen werden kann. So war er weiterhin als freier Journalist tätig und machte sich mit seinen unter "Gerd Ruge unterwegs" zusammengefassten Reisereportagen auch abseits des politischen Journalismus einen Namen.
Für seine Arbeit wurde Ruge mit zahlreichen Preisen bedacht, etwa dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, einer Goldenen Kamera, mehreren Grimme-Preisen sowie dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis. Privat war er zunächst mit Fredeke Gräfin von der Schulenburg, später mit der Autorin Lois Fisher verheiratet. Er hinterlässt aus erster Ehe seine beiden Kinder Elisabeth und Boris.
Der WDR-Intendant und ARD-Vorsitzende Tom Buhrow würdigte den Verstorbenen:
Gerd Ruge gehört zu den großen Reporterpersönlichkeiten der ersten Stunde. Profunde Analysen, präzise Interviews und die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge leicht verständlich zu erklären, das zeichnete ihn aus. Er war ein wertvoller Zeitzeuge wichtiger politischer Ereignisse im In- und Ausland. Unvergessen bleiben seine zahlreichen Auslandsreportagen und Reiseberichte. Das Publikum hat ihn dafür geliebt. Für viele nachfolgende Journalist:innengenerationen war er Vorbild und Orientierung. Ich werde seine sympathische und bescheidene Art vermissen.
Anlässlich des Todes ändert der WDR am Samstagabend (16. Oktober) sein Programm: Die "lange Gerd Ruge Nacht" unter dem Motto "In 80 Jahren um die Welt" beginnt um 21.45 Uhr. Zu sehen ist darin beispielsweise mit "Die Rockies: Sommer am Colorado" auch eine seiner letzten Reportagen aus dem Jahr 2006.
16.10.2021 - Dennis Braun/TV Wunschliste
Bild: WDR/B. Fürst-Fastré
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