
Trotz Einsatz aller technologischen und intensivmedizinischen Maßnahmen ist er heute friedlich eingeschlafen, ohne vorher noch einmal das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Er hinterlässt eine Ehefrau, Tochter und Enkelin, heißt es in dem Schreiben der Familie.
Er war nicht nur ein beliebter Komiker und Entertainer, sondern vor allem ein außergewöhnlich liebenswerter und netter Mensch.
Anfang November sollte Karl Dall bei "Rote Rosen" eine längere Gastrolle als Alt-Rockstar Richie Sky übernehmen. In insgesamt 15 Folgen der beliebten ARD-Telenovela sollte er mitspielen, die ab Mitte Januar 2021 ausgestrahlt werden sollten (TV Wunschliste berichtete). Doch die Dreharbeiten mussten abgebrochen werden, da der Schauspieler mit dem Verdacht auf einen Schlaganfall behandelt wurde. Davon er hat er sich nicht mehr erholt.
Karl Dall wurde am 1. Februar 1941 als Sohn eines Schulrektors und einer Lehrerin im ostfriesischen Emden geboren. Nach der Mittelschule machte er eine Lehre als Schriftsetzer in der Druckerei Rautenberg in Leer. Seine Künstlerkarriere begann 1967, als er mit Ingo Insterburg, Jürgen Barz und Peter Ehlebracht die legendäre Komödiantengruppe Insterburg & Co gründete. Dank Auftritten in der TV-Show "Musikladen" erlangte das Quartett größere Bekanntheit. Karl Dall gehörte der Gruppe bis Ende der 1970er Jahre an. Anschließend begann er, als Solokünstler auf der Bühne aufzutreten und wurde auch für das Fernsehen tätig. So trat er 1979 in Sketchen der WDR-Show "Plattenküche" regelmäßig als Kantinenkoch "Karl Toffel" auf. Einen Karriereschub erhielt Dall schließlich ab 1983, als er sieben Jahre lang in "Verstehen Sie Spaß?" mit Kurt und Paola Felix als chaotischer Filmvorführer und Spaßtelefonierer auftrat.
Auch solo veröffentlichte Karl Dall immer wieder Lieder, die dem sogenannten Blödelschlager zugeordnet werden. Mit Songs wie "Diese Scheibe ist ein Hit" oder "Millionen Frauen lieben mich" schaffte er es sogar in die bundesweite Hitparade. Als Schauspieler stand er zumeist in kleineren Rollen für Komödien vor der Kamera. Berühmt-berüchtigt ist die Verwechslungskomödie "Sunshine Reggae auf Ibiza" aus dem Jahr 1983, in der Karl Dall die Hauptrolle spielt.
Karl Dall gilt auch als Mitbegründer des gepflegten Nonsens-Talks. Zunächst moderierte er im Hörfunkprogramm von Radio Luxemburg eine Blödelshow, bevor am 19. Januar 1985 die legendäre Kneipenshow "Dall-As" Premiere bei RTLplus feierte. Zum Konzept gehörte es, dass Dall seine prominenten Gäste provozierte und irritierte. So sagte er etwa zu Roland Kaiser:
Na, sing schon mal, damit wir es hinter uns haben, woraufhin der Schlagersänger die Sendung wütend verließ. Des Weiteren bezeichnete er mal die Wildecker Herzbuben als "Wildecker Speckbuben". Die Show erlangte Kultstatus und wurde bis Ende 1991 14-tägig im Spätprogramm ausgestrahlt. Karl Dall wechselte 1992 zu Sat.1 und führte eine nahezu identische Show bis 1994 unter dem Titel "Jux und Dallerei" fort.
In den 1990er Jahren war Karl Dall häufig im Fernsehen im Einsatz. Bei Tele 5 präsentierte er die Spielshow "Koffer Hoffer", außerdem gehörte er anfangs zum festen Ensemble der RTL-Panelshow "7 Tage, 7 Köpfe". Nach knapp einem Jahr verließ er das Format jedoch aufgrund von Differenzen mit Rudi Carrell, der auf Akribie Wert legte und mit den spontanen, unabgesprochenen Gags von Karl Dall Probleme hatte. Zwischen 1997 und 2004 folgten weitere TV-Sendungen wie "Karls Kneipe", "Die Karl Dall-Show" und "Weißt Du noch? Das Retro-Quiz".
2006 veröffentlichte der Komiker mit dem "hängenden" rechten Auge (die Folge einer angeborenen Lidmuskelschwäche) seine Autobiografie mit dem Titel "Auge zu und durch". 2012 spielte Karl Dall das Ein-Mann-Theaterstück "Der Opa" des isländischen Autors Bjarni Haukur Thorsson - zum ersten Mal überhaupt stand er mit einem Theaterstück auf der Bühne. Mit seinem letzten Bühnenprogramm "Der alte Mann will noch mehr" war er zwischen 2015 und 2016 auf Tour. Sein letztes festes TV-Engagement hatte er im September 2016 bei Tele 5 als Reiseführer der Doku-Soap "OGOT - Old Guys on Tour". Von Trash-TV-Formaten hat er sich ferngehalten, obwohl er Angebote etwa für das Dschungelcamp erhielt.
Aber auch wenn mir eine irre Kohle dafür angeboten wurde, lieber würde ich Klos putzen. Nicht zuletzt hat meine Frau gedroht, mich zu verlassen, sollte ich jemals an so etwas teilnehmen, sagte Dall einmal.
Seit 1971 war Karl Dall mit seiner Frau Barbara verheiratet, mit der er eine gemeinsame Tochter hat, die als Stuntfrau in Kanada arbeitet. Karl Dall lebte zuletzt im Hamburger Stadtteil Eppendorf. Bereits 1999 wurde er beim "Deutschen Comedypreis" für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
23.11.2020 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste
Bild: ZDF/Uwe Kielhorn
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