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Erste ZDF-Nachrichtensprecherin Wibke Bruhns ist tot (keine Antworten)

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Die Journalistin und Autorin Wibke Bruhns ist gestern am 20. Juni 2019 im Alter von 80 Jahren gestorben. Dies hat die Familie gegenüber dem ZDF bestätigt. Bruhns schrieb Geschichte als erste Frau, die in der Bundesrepublik Deutschland eine Nachrichtensendung präsentierte.

Wibke Gertrud Bruhns wurde am 8. September 1938 in Halberstadt geboren. Als Tochter des Kaufmanns Hans Georg Klamroth wuchs sie in Internaten auf und lebte in Stockholm, Berlin und London. Sie engagierte sich früh für den späteren Bundeskanzler Willy Brandt, eckte mit ihren Ansichten jedoch auch immer wieder an. So brach Bruhns ihr Volontariat bei der Bild nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 aus politischen Gründen ab. Sie wechselte zum Fernsehen und fing beim NDR an, bevor sie zum ZDF ging und dort am 12. Mai 1971 ihre erste "heute"-Spätausgabe präsentierte. Nur zwei Wochen später moderierte sie auch die Hauptnachrichtensendung am Abend. Durch das von ihr eingeläutete Ende des "schwachsinnigen" Männermonopols im westdeutschen Fernsehen, wie sie es nannte, wurde sie bundesweit bekannt. (In der DDR gab es bereits 1963 eine Nachrichtenmoderatorin.)

Nach zwei Jahren und insgesamt 380 Nachrichtensendungen beendete Bruhns ihre Arbeit für die "heute"-Nachrichten und begann stattdessen, für andere Fernsehsender, darunter WDR, NDR und SWF, zu arbeiten. Neben ihrer Arbeit als Redakteurin und Moderatorin ging Bruhns für den Stern als Nahostkorrespondentin nach Jerusalem und berichtete für das Blatt später auch als US-Korrespondentin aus Washington. Anfang der 1990er Jahre war sie Teil des ursprünglichen VOX-Teams, als der Sender mit seinem kurzlebigen Nachrichten-Konzept an den Start ging. Von 1995 bis 1998 war sie Leiterin der Kulturredaktion beim Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB). Im Jahr 2000 wurde sie Sprecherin der Expo in Hannover. Im Anschluss daran arbeitete Bruhns wieder als freie Autorin. Eine Rückkehr zum Fernsehen lehnte sie konsequent ab. "Da sitzen zu viele Tattergreise", lautete ihre Begründung.

2012 hielt Bruhns ihre Erinnerungen an ihre Erlebnisse in ihrem Buch "Nachrichtenzeit" fest. Bereits 2004 veröffentlichte sie das vielbeachtete Buch "Meines Vaters Land" über ihren Vater Hans-Georg Klamroth, ein Mitwisser des gescheiterten Hitler-Attentates. Er wurde 1944 hingerichtet, als Wibke Bruhns sechs Jahre alt war.

1965 heiratete Wiebke Bruhns den Schauspieler Werner Bruhns, mit dem sie bis zu dessen Tod im Jahr 1977 zusammenblieb. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter hervor.

"Wibke Bruhns war eine Frau mit Haltung und dem Mut einer Pionierin. Mit ihrer Hartnäckigkeit und Leidenschaft hat sie als erste Frau den ZDF-'heute'-Nachrichten ihr Gesicht gegeben und damit Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sowie viele in der Medienwelt beeindruckt. Mir persönlich hat sie mit ihrem Buch 'Meines Vaters Land' eindringlich den Weg einer deutschen Familie zwischen Widerstand und Anpassung in der Zeit des Nationalsozialismus vermittelt. Ihre Hinweise zur Entwicklung des Fernsehens waren bis zuletzt sehr wertvoll für mich", so ZDF-Chefredakteur Dr. Peter Frey.

21.06.2019 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste
Bild: ZDF/Renate Schäfer


[www.wunschliste.de]

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